Aufklärer
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Republic RF-84F Thunderflash
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Der Pfeilflügel-Aufklärer Republic RF-84F Thunderflash entstand aus der Republic F-84. Republic schlug der US Air Force für weitere Ausführungen eine Ableitung der schon vorhandenen F-84 Thunderjet vor.
Sebastian Steinke
09.05.2020
Rund 60 Prozent des Rumpfes und der Produktionswerkzeuge der F-84E konnten für die F-84F wiederverwendet werden. Die USAF bestellte daraufhin einen als YF-96A bezeichneten Prototyp. Dieses militärisch als "49-2430" registrierte Flugzeug startete am 3. Juni 1950 mit O. P. Hass am Steuer zum Erstflug. Als Antrieb diente ein Allison XJ35-A-25. Schon am 8. September wurde die Typenbezeichnung in YF-84F geändert und der Name "Thunderstreak" ergänzt. Nachdem ihr wegen des Koreakrieges nun wieder mehr Haushaltsmittel zur Verfügung standen, interessierte sich die USAF verstärkt für eine Thunderstreak-Beschaffung. Sie bevorzugte aber deren Motorisierung mit dem Triebwerk Wright J65 Sapphire, das auf dem britischen Armstrong Siddeley Sapphire basierte. Ein zweiter YF-84F-Prototyp mit einem eigens importierten YJ65-W-1 hob deshalb am 14. Februar 1951 zum Jungfernflug ab. Nun ergingen zügig die Beschaffungsaufträge, und schon am 22. November 1952 startete die erste F-84F der Serienausführung.
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Thunderstreak und Thunderflash
Ab 1954 begannen die Auslieferungen. Die Thunderstreak flog in den USA sowohl beim Strategic Air Command (SAC) ab Januar 1954 bei dessen 506th Strategic Fighter Wing) als auch beim Tactical Air Command (TAC). Die Serienflugzeuge wurden von einem Triebwerk der Version J65-W-1A oder -3 angetrieben. Im Lauf der Serie, die stolze 2713 Flugzeuge erreichte, davon auch 1301 für NATO-Luftstreitkräfte außerhalb der USA, wurde das Heck zu einem in seiner Gesamtheit verstellbaren "Flying wing"-Leitwerk weiterentwickelt und auch die co*ckpitverkleidung modifiziert.
Schon Anfang 1952 begann Republic, aus der F-84F auch eine Aufklärerversion abzuleiten, die "Thunderflash". Um im Bug Platz für einen großen Kameraraum zu gewinnen, wurden die Lufteinläufe seitlich in die Flügelwurzel verlegt. Zunächst erprobte der dritte YF-84F-Prototyp diese Konfiguration. Dann folgte ein eigener Aufklärerprototyp YRF-84F, welcher aber noch die klassische Thunderjet-Haubenform nutzte. Dieser Prototyp startete mit Carl Bellinger am Steuer erstmals im Februar 1952. Aufklärerverbände bei SAC und TAC erhielten 1954 ihre ersten RF-84F.
Von dieser Aufklärerversion wurden 715 Flugzeuge gebaut. Davon bezahlte die USAF 386 Flugzeuge, um sie als direkte Rüstungshilfe fabrikneu an befreundete Nationen weiterzugeben.
Deutschland war der größte Exportkunde
Eine besonders exotische Sonderversion der RF-84F entstand 1953 als Parasitenflugzeug für eine Langstrecken-Aufklärerversion des strategischen Bombers B-36, im Rahmen des sogenannten FICON-(Fighter Conveyor-) Projekts. Mit Hilfe eines am Bug angebrachten, ausfahrbaren Hakens wurde der Parasit bei seinem Mutterflugzeug an einem Trapez wie eine Bombe eingehängt und mit abgeschaltetem Triebwerk und vollem Tank zum Zielgebiet getragen. Dort konnte der Pilot an Bord klettern und örtliche Aufklärungsflüge unternehmen, bevor er sich auf den langen Rückweg zur fliegenden Basis begab. Die Flugerprobung begann mit der ersten YF-84F. Danach wurden 25 serienmäßige RF-84F zum Parasiten-Aufklärer GRF-84F, später RF-84K genannt, umgebaut. Die 91st Strategic Reconnaissance Squadron setzte sie ab 1955 ein. In eine ähnliche Richtung ging 1952/1953 eine Testreihe mit zwei abwerfbaren EF-84B, die wie bemannte Winglets an den beiden Flügelspitzen eines ETB-29-Bombers montiert wurden. Man versprach sich davon eine Verringerung des induzierten Widerstands an den Flügelspitzen und mehr Reichweite. Nachdem die ETB-29A und ihre beiden Begleiter am 24. April 1953 verunglückten, wurden nochmalige Versuche mit einer RB-36F durchgeführt, bevor das Projekt Ende 1953 aufgegeben wurde.
Dagegen bewährte sich die konventionelle Thunderflash im Einsatzbetrieb mit guten Reiseflugleistungen und gutmütigem Flugverhalten innerhalb der normalen Betriebsgrenzen. Ihre Kehrseite waren aber giftige Langsamflugeigenschaften und schlechte Startleistungen. Auf einen etwaigen Strömungsabriss (Stall) reagierte sie mit einem gefürchteten Aufbäumen, bei dem sogar die Tragflächen abreißen konnten. Unter 3000 Metern Flughöhe galt das Beenden eines Stalls als aussichtslos und Grund zum sofortigen Aussteigen per Schleudersitz.
Mit dem Zulauf modernerer Flugzeuge musterte die USAF ihre F-84F bis 1958 und die RF-84F bis 1964 aus und gab viele an Reserveverbände der Nationalgarde ab. Hier schieden die letzten RF-84 im Jahr 1972 aus dem Bestand aus. Dabei spielten auch starke Korrosion und Materialermüdung der Thunderflash eine Rolle, an der zuletzt 90 Prozent der Flugzeuge litten. Zu den ausländischen Betreibern der F-84F gehörten Frankreich (ab 1955), Dänemark, Italien, Belgien, die Niederlande, Griechenland und die Türkei.
Auch die Luftwaffe setzte die Thunderflash zwischen 1958 und 1966 ein. Mit 108 Flugzeugen war sie der größte Nutzer außerhalb der USA. Die aus den USA per Schiff fabrikneu angelieferten Flugzeuge wurden bei Weserflug in Bremen einsatzbereit gemacht und bei zwei Aufklärungsgeschwadern, dem AG 51 und AG 52, genutzt. 17 Flugzeuge gingen im Lauf der Einsatzjahre durch Absturz verloren. Nach der Außerdienststellung lieferte Deutschland einen Teil seiner Thunderflashs als NATO-Rüstungshilfe nach Griechenland und in die Türkei.
Technische Daten
Republic RF-84F Thunderflash Verwendungszweck:
Antrieb: ein Wright-J65-W-7-Turbojet-Triebwerk mit 32,13 kN Schub
Besatzung: ein Pilot
Spannweite: 10,25 m
Länge: 14,48 m
Höhe: 4,57 m
Leermasse: 6362 kg
Startmasse: 12700 kg
Höchstgeschwindigkeit: 1160 km/h
Reisegeschwindigkeit: 870 km/h
Reichweite: 3200 km
Dienstgipfelhöhe: 14 600 m
Bewaffnung: vier MGs Colt-Browning M-3, Kal. 12,7 mm in den Tragflächen
Klassiker der Luftfahrt Ausgabe 02/2016
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